benni zehetner youtube

Kontrabass -Tonabnehmer
im direkten Vergleich

Unterschiede der Bauarten - Analyse und Fakten - klanglicher Unterschied

Eine Bachelorarbeit von Benjamin Zehetner
in der Studienrichtung Instrumental(Gesangs)pädagogik
im Rahmen der Lehrveranstaltung Studiopraktikum 02 (Aufnahme)
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Wien, Jänner 2015

Inhaltsverzeichnis

kontrabass tonabnehmer

Zusammenfassung I

Im ersten Teil der Arbeit stelle ich die unterschiedlichen Tonabnahmeverfahren vor, die relevant für den Kontrabass und seine Verstärkung sind. Beschrieben werden deren technische Grundlagen, die Vorteile im jeweiligen Anwendungsbereich und die Problematiken, die auftreten können.
Den zweiten Teil der Arbeit widme ich meinem relativ ausführlichen Kontrabass-Tonabnehmervergleich. Hierfür habe ich vierzehn unterschiedliche Kontakttonabnehmer, beziehungsweise Mikrofone, in einem Test miteinander verglichen. Ich arbeitete gewissenhaft und bemühte mich um möglichst wissenschaftliche, sowie gleiche und faire Verhältnisse. Alle Tonabnahmesysteme waren zur gleichen Zeit in einem Bass verbaut und wurden gleichzeitig aufgenommen. So hatte man einen realen, direkten Vergleich mit nur einem gespielten Track. Alle Piezotonabnehmer wurden mit gleichwertigen Vorverstärkern, mit einer Eingangsimpedanz von jeweils 1M Ohm aufgenommen.

Die Verglichenen Systeme sind:

  1. AKG C214 - Referenzmikrofon; 120cm Entfernung, Augenhöhe und auf Steg zeigend
  2. DPA d:vote 4099B - Kondensator Clip-Mikrofon
  3. Shadow Nanoflex SH965 NFX-B - Folientonabnehmern unter den Stegfüßen
  4. The Realist LifeLine™ - Piezotonabnehmer unter der Stegschraube
  5. Ehrlund - Kontaktmikrofon mit dazugehörigem Preamp
  6. Shaddow SH 950 - Piezotonabnehmer zwischen den Stegflügeln
  7. Bass Balsereit Standard - Piezotonabnehmer im Steg
  8. AKG C411 - Kondensator-Kontaktmikrofon
  9. Shure Beta 98A - Kondensator Clip-Mikrofon
  10. Schaller Oyster 723 - Piezotonabnehmer zum Aufkleben auf die Decke
  11. AKG C451 EB - Kondensator-Kleinmembran-Mikrofon
  12. AKG C214 - Kondensator-Großmembran-Mikrofon
  13. AKG D112 - dynamisches Mikrofon für Bassinstrumente
  14. Shure Beta 57A - dynamisches Mikrofon

Im Schlussteil meiner Arbeit fasse ich die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und weise auf die Möglichkeiten zur individuellen Klangverbesserung hin.

studio
Abbildung 1: Studioansicht des Kontrabass-Tonabnehmer-Vergleiches am Montag den 27.Oktober 2014 (eigene Abb.)

Danksagung II

Ganz herzlich möchte ich mich bei Folgenden Personen bedanken, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben:
Alexander Kanzian (www.alexkanzian.com bzw. www.kontrabass-wien.at)
Kontrabassbau, Restaurierung, Optimierung und Setup, Verkauf und Beratung für den Ankauf von Instrumenten. Danke für das zur Verfügung gestellte Equipment: Den Kontrabass mit drei professionell verbauten Tonabnehmersystemen. Ohne die Hilfe eines Fachmannes und des Equipments, wäre diese Arbeit unmöglich gewesen. Danke auch für die inspirierenden Gespräche!
Rudi Mille: Audio Enineer und Betreuer meiner Bachelorarbeit. Danke für das zur Verfügung gestellte Equipment und die Unterstützung, sowie die inspirierenden Gespräche.
Gina Schwaz (www.ginaschwarz.com): Danke für den Ehrlund Tonabnehmer inklusive dazugehörigem Preamp.
Wolfgang Bleckenwegner: Danke für den Shadow Nanoflex SH965 NFX-B.

Einleitung

Aufgabenstellung & persönliches Interesse

Als Kontrabassisten quälen mich dieselben Fragen, die sich auch meine Leidensgenossen stellen: Wie bekommt man den wohlklingenden Akustikklang des Kontrabasses möglichst authentisch und unverfälscht zum Verstärker? Welcher Kontrabasstonabnehmer ist optimal für mich? Was sind die klanglichen Unterschiede der verschiedenen Tonabnahmesysteme? Welche Tonabnehmersysteme sind besonders Rückkopplungssicher?
Speziell bei der Kontrabass-Verstärkung und der Aufnahme im Studio kommt es auf viele Faktoren an, wie man sein gewünschtes Klangbild erreicht. Deswegen habe ich mich an die Arbeit gemacht, die unterschiedlichen Tonabnahmesysteme zu untersuchen, zu analysieren und zu guter letzt, mit einem aufwendigen Testverfahren miteinander direkt zu vergleichen.
Speziell in Livesituationen ist man auf Tonabnahmesysteme angewiesen, um mit dem Pegel der anderen Musiker einer Band mithalten zu können. Doch eine authentische Verstärkung für das größte und tiefste Streich- & Zupfinstrument zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen. So war die Idee geboren, einen Bass mit möglichst vielen unterschiedlichen Pickup-Systemen zu bestücken und gleichzeitig, unter möglichst gleichen Bedingungen, aufzunehmen. Ein professioneller Einbau der Tonabnehmer selbst ist dafür unerlässlich, weswegen ich einen Profi dafür zu Rate gezogen habe: den Kontrabassbauer Alexander Kanzian. Da die unterschiedlichen Tonabnahmeverfahren spezielle Vor- und Nachteile haben, ist es vorab wichtig, die unterschiedlichen Systeme zu erklären.
Ich hoffe, dass sich meine erworbenen Kenntnisse über Tonabnahmesysteme auch auf die Optimierung meines Kontrabasssounds auswirkt. Und ich wünsche mir, dass meine gesammelten Daten auch anderen Kontrabassisten helfen, ihre Klangvorstellungen besser realisieren zu können.

1 Die unterschiedlichen Tonabnahmeverfahren für Kontrabass im Überblick

Prinzipiell kann man sagen, dass das natürlichste Klangbild auf einer Aufnahme nur mit hochwertigen Kondensatormikrofonen erreicht werden kann. Doch in einer Band, in der man mit Verstärkung spielen muss, um mit den anderen Musikern mithalten zu können, führen Kondensatormikrofone in der Regel zu unangenehmen Rückkopplungen, sowie Problemen mit Einstreuungen von anderen Instrumenten. Deswegen sind Kontrabassisten in Live-Situationen auf rückkopplungssicherere Tonabnahmeverfahren angewiesen, die in der Kombination mit einem passenden (Vor-) Verstärker zu einem möglichst realistischen, angenehmen und satten Klangbild führen. Eine altbewährte Binsenweisheit besagt: "Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied." In unserem Fall heißt es, dass das teuerste und noch so gut klingende Akustikinstrument am Ende nichts nützt, wenn dessen Klang durch eine schlechte Tonabnahme verfälscht wird.

Tonabnehmer werden meist am Steg oder auf der Kontrabassdecke montiert. Die Kontrabassdecke ist das wichtigstes Element des Resonanzkörpers, der hauptausschlaggebend für die natürliche Schallabstrahlung ist. Der Steg hingegen ist der wichtigste Schallüberträger der Saitenschwingung auf den Resonanzkörper. Das Problem sämtlicher Pickups ist jedoch, dass sie die ausgeführten Schwingungen nur an einer kleinen, lokalen Stelle aufnehmen, weswegen der gewohnte, natürliche Akustik-Sound meist darunter leidet. Den eigentlichen Klang des Basses sucht man am erfolgreichsten in einer gewissen Entfernung vor dem Instrument. Zwar liefern uns Mikrofone ein relativ natürliches und auch gewohntes Klangbild, aber dennoch sind die Eigenschaften, gleich welcher Mikrofone, dennoch anders als die des menschlichen Gehörs.
Hauptaugenmerk meiner Forschung liegt also auf den praktischen Erfahrungen im Vergleich verschiedener Systeme sowie deren Vor- und Nachteile. Ich möchte helfen die möglichst besten Tonabnahmesysteme für die jeweiligen Situationen zu finden.

1.1 Frequenzbereich und Klangabstrahlung des Kontrabasses

Der Kontrabass ist eines der tiefsten Instrumente. Der klingende Tonumfang (Range) reicht vom Kontra-E (bei der Grundschwingung von 41Hz) bis maximal zum Eingestrichenen-G (392Hz). Bei jedem Ton der gespielt wird entsteht ein Klang, der sich aus den verschiedenen Teiltönen, aber auch Geräuschen wie Saitenschnarren, Fingergeräusche oder ähnlichem zusammensetzt. So reicht das Klangspektrum der Obertöne beim Zupfen bis ungefähr 7 kHz. Beim Streichen des Basses sorgen sogar noch höhere Frequenzen zwischen 7 und 11 kHz für Anstrich und Brillanz.

kontrabass range
Abbildung 2: Kontrabass Tonumfang

Die tiefsten Frequenzen unterhalb von 70 Hz werden mit einem verhältnismäßig kleinen Pegel, von ungefähr –30 dB abgestrahlt. Der wichtigste Frequenzbereich für die volle und dunkle Klangfarbe des Instruments liegt zwischen 70 und 250 Hz.

Das eigentliche abstrahlende Element des Kontrabasses ist sein Korpus, denn die Saiten alleine wären kaum hörbar. Die Hauptabstrahlrichtung aller Frequenzen liegt in einem Winkel von 30° nach vorne. Lediglich ein schmaler Frequenzbereich um 100 Hz wird allseitig abgestrahlt (Sisera, Luca: Die Kontrabassverstärkung, Tücken und Möglichkeiten, Kapitel 5).

Betrachtet man oben beschriebene Eigenschaften, erkennt man schon einige Schwierigkeiten bei der Klangverstärkung. Der Kontrabass beansprucht ein breites Frequenzspektum. Höhen und Tiefen sind annähernd gleichermaßen wichtig für eine relativ natürliche Klangwiedergabe.

1.2 Mikrofone und Mikrofonarten

Um das Klangbild des Kontrabasses möglichst naturgetreu und schön wiederzugeben, ist eine Mikrofonierung unerlässlich. Speziell im Tonstudio setzt man auf gute Mikrofone. Trotzdem kann es hilfreich sein, zusätzlich einen Kontrabass-Tonabnehmer aufzunehmen. Zwar haben die meisten Tonabnehmer alleine oft kein ausgewogenes, schönes Klangbild aber manchmal erweisen sie sich als praktisch, wenn man sie leise zum Mikrofonsignal mischt. Hierbei erreicht man ein oft etwas mehr Durchsetzungskraft ohne den Lautstärkenpegel des Kontrabasses stark heben zu müssen, ähnlich dem sogenannten "New York Compression Trick" (Heise, Burkhard: Masterclass Sounddesign - Der Weg zum optimalen Sound, Seite 209).

1.2.1 Bewährte Mikrofonaufstellungen

Eine optimale Mikrofonposition (Sweetspot) findet man am einfachsten, durch das praktische Ausprobieren verschiedener Hörpositionen, während jemand den Kontrabass spielt. Man bewegt ein Ohr an die Stelle, wo man das Mikrofon hinstellen würde und entscheidet ob der Sound dort angemessen, natürlich, rund und laut genug ist.

1.2.2 Kondensatormikrofone

Der Name "Kondensatormikrofon" beschreibt das Wandlerprinzip des Mikrofons (dynamisch, Kondensator etc.). Gute Kondensatormikrofone sind rauscharm, ermöglichen eine feine Auflösung und somit eine besonders präzise Abbildung des Schalls. Das impulstreue Verhalten bei diesem Mikrofontyp ermöglicht ein natürliches und hochwertiges Klangbild, und der Pegel am Ausgang ist um ungefähr 20 dB höher als bei dynamischen Mikrofonen. Kondensatormikrofone benötigen immer eine Spannungsversorgung (Phantomspeisung) für das Potentialgefälle zwischen den Kondensatorplatten und den eingebauten Impendanzwandler. Es gibt Klein- und Großmembran- Kondensatormikrofone.

Grundlegender Aufbau und Prinzip:

Das elektrische Prinzip der Kondensatormikrofone basiert auf Kapazitätsänderungen eines Kondensators (auch elektrostatischer oder kapazitiver Wandler, siehe Abbildung 4).

Kondensatormikrofon
Abbildung 4: Prinzip des Kondensatormikrofons als Druckgradientenempfänger (Niere),
Quelle: Heise, Burkhard: Masterclass Sounddesign - Der Weg zum optimalen Sound
http://www.masterclass-sounddesign.com

Eine metallisierte (goldbedampfte) Kunststoffmembran ist ringförmig eingespannt. Die Membran ist die bewegliche „Platte“ des Kondensators. Das heißt, sie wölbt sich etwas vor und zurück, sobald Schallwellen auf sie treffen. Gegenüberliegend befindet sich die feste Kondensatorplatte, die Gegenelektrode. Wird die bewegliche Platte vom Schalldruck ausgelenkt, ändert sich die Kapazität des Kondensators proportional zur Membranauslenkung. Mit Hilfe eines hochohmigen Widerstandes wird die Kapazitätsänderung in eine Ausgangsspannung umgesetzt und kann schließlich verstärkt werden.

Selbst bei hohen Schalldrücken beträgt die Auslenkung der Membran oft nur einige Zehntausendstel Millimeter, während sich der Abstand zwischen den beiden Kondensatorplatten im Rahmen von nur wenigen Hundertstel Millimetern bewegt. Der Aufbau eines Kondensatormikrofons ist also ein mechanisch hoch empfindliches System (Heise, Burkhard: Masterclass Sounddesign - Der Weg zum optimalen Sound, Seite 110 ff).

1.2.3 Dynamische Mikrofone

Spricht man von dynamischen Mikrofonen, so meint man das Wandlerprinzip des Mikrofons, durch einen dynamisch aufgebauten Kondensator, der elektrische Spannung induziert. Aufgrund ihrer stabilen Membran verkraften dynamische Mikrofone sehr hohe Schalldrücke ohne Verzerrungen. Man verwendet sie daher hauptsächlich im Live-Einsatz auf der Bühne, oder bei der Mikrofonierung besonders lauter Schallquellen wie beispielsweise dem Schlagzeug. Da sie weniger empfindlich sind als Kondensatormikrofone, übertragen sie im Live-Einsatz weniger Einstreuungen anderer Instrumente, haben aber mehr Eigenrauschen, ein schlechteres Impulsverhalten und meist einen weniger linearen Frequenzgang. Dafür sind sie mechanisch robust, relativ preiswert und benötigen keine externe Spannungsversorgung (Phantomspeisung).

Grundlegender Aufbau und Prinzip:

Das elektrische Prinzip eines dynamischen Mikrofons basiert auf der Induktion eines elektrischen Leiters in einem Magnetfeld (siehe Abbildung 5). An der Membran des Mikrofons ist eine Spule angebracht, die sich bei eintreffendem Schall in einem Dauermagnetfeld bewegt. Je schneller sich die Spule im Magnetfeld bewegt, desto größer ist die induzierte Spannung. Bedingt durch die Bauart, bezeichnet man diese Mikrofone auch als Tauchspulenmikrofone (Heise, Burkhard: Masterclass Sounddesign - Der Weg zum optimalen Sound, Seite 110 ff).

dynamisches mikrofon
Abbildung 5: Prinzip eines dynamischen Mikrofons (Tauchspulenmikrofon),
Quelle: Heise, Burkhard: Masterclass Sounddesign - Der Weg zum optimalen Sound
http://www.masterclass-sounddesign.com

1.2.4 Klein- und Großmembranmikrofone im Vergleich

Kleinmembranmikrofone haben einen Mambranduchmesse unter einem Zoll (< 2,54 cm). Der Membrandurchmesser beeinflusst das Klangverhalten und bestimmt damit den Anwendungszweck des Mikrofons mit. Kleinmembranmikrofone können den Schall einigermaßen linear übertragen, (auch in den Höhen ab 15 kHz) und der Verlauf der Empfindlichkeit in Abhängigkeit vom Einfallswinkel ist bedeutend gleichförmiger als bei Großmembranmikrofonen.
Großmembranmikrofone haben einen Membrandurchmessern von größer oder gleich 1 Zoll (≥ 2,54 cm). Bei dieser Mikrofonart kommt es im oberen Frequenzbereich ab etwa 12 kHz oft zu Partialschwingungen und Wechselwirkungen der Membran mit kurzen Schallwellen, sodass ein oft ungleichförmiger Frequenzverlauf entsteht. Trotzdem bevorzugt man im Studio in der Regel Großmembranmikrofone für den Kontrabass, da die Empfindlichkeit, also das Vermögen, einen bestimmten Schalldruck in eine möglichst große Spannung umzuwandeln, höher ist. Außerdem sind die speziellen Klangcharakteristika, Klangfärbungen und Eigenheiten von Großmembranmikrofonen oft erwünscht und schön (Heise, Burkhard: Masterclass Sounddesign - Der Weg zum optimalen Sound, Kapitel 5).

Tabelle 1: Eigenschaften großer und kleiner Membranen im Überblick
 

Kleinmembran

Großmembran

Eigenrauschen höher niedriger
Empfindlichkeit niedriger höher
Linearität sehr gut weniger gut
Dynamikumfang hoch meist hoch
Schalldruckverkraftung höher geringer
Impulsverhalten sehr gut gut
Frequenzabhängigkeit der Richtwirkung gut weniger gut
Verzerrungen bei schrägem Schalleinfall niedrig hoch
Rückwärtsdämpfung (180°) bei Nierencharakteristik ~ 35 dB ~ 20 dB
Klangfärbung gesamt gering stark
Preis niedriger höher

1.2.5 Kondensatormikrofone und dynamische Mikrofone im Vergleich

Ob live oder im Studio, jede Mikrofonart hat seine speziellen Vor- und Nachteile, weswegen man je nach Anwendungsgebiet entscheiden kann, welches Mikrofon geeignet ist. Im Studio dominieren die Kondensatormikrofone, speziell Großmembraner. Da man in Live-Situationen aber oft mit Übersprechungen und Kopplungen zu kämpfen hat, sind dynamische Mikrofone meist eine gute Wahl. Beim Schlagzeug verwenden die meisten Toningenieure Kondensator-Overheads, und alle einzelnen Trommeln werden meist mit dynamischen Mikrofonen bestückt. Beim Kontrabass wird live oft nur der Tonabnehmer abgenommen. Die ausgewogene Klangqualität eines guten Mikrofons kann damit allerdings nie erreicht werden.

Tabelle 2: Kondensatormikrofone und dynamische Mikrofone im Vergleich
 

dynamisch

Kondensator

Eigenrauschen höher niedriger
Empfindlichkeit niedriger höher
Linearität weniger gut gut
Schalldruckgrenze sehr hoch weniger hoch
Impulsverhalten bescheiden gut
Phantomspeisung nein ja
Einstreuungen/Übersprechungen weniger mehr
Klangfärbung gesamt meist stark meist geringer
mechanisch robust sehr weniger
Preis niedriger höher

1.3 Körperschallwandler

Die herkömmlichen Kontrabass-Tonabnehmer sind Körperschallwandler. Sie nehmen nicht den Luftschall, sondern die Resonanzbewegungen des Instrumentenkorpus und des Steges auf und wandeln diese in elektrische Spannung um. Die Saiten, als frequenzbestimmende, mechanische Oszillatoren, sind die eigentlichen Schwingungserzeuger. Der Klang des Instruments wird zwar wesentlich durch die Saiten bestimmt, allerdings sind sie nicht für die Verstärkung und Klangabstrahlung verantwortlich. Das macht der Korpus des Basses. Eine Schlüsselrolle spielt hierbei der Steg, als Hauptschwingungsüberträger auf die Decke, den Bassbalken und über den Stimmstock auf den Boden des Instruments. Das ist mitunter einer der Gründe, weshalb viele Tonabnehmersysteme in den Steg eingebaut werden. Den natürlichen Klang, wie man ihn vom Hören kennt, kann man allerdings nur mit guten Mikrofonen optimal wiedergeben (Sisera, Luca: Die Kontrabassverstärkung, Tücken und Möglichkeiten, Kapitel 3.2 Körperschallwandler).

1.3.1 Steg oder Decke, Vor- und Nachteile:

Tonabnahmesysteme, die in oder am Steg montiert sind, haben den Vorteil, dass sie weniger zu Rückkopplungen und Einstreuungen neigen als Körperschallwandler, die auf der Decke montiert werden. Der Resonanzkörper des Kontrabasses übernimmt nämlich auch von außen kommende Schwingungen. So passiert es, dass man mit Körperschallwandlern, die auf die Decke geklebt werden, zum Beispiel auch den danebenstehenden Schlagzeuger oder gar eine gesamte Bigband mitverstärkt. Bei leiseren Besetzungen ist es in der Regel unproblematisch, allerdings können sich leise Klopfgeräusche auf den Korpus leichter zu unangenehmen Dröhnen entwickeln. Die Vorteile von Körperschallwandlern auf der Decke sind, dass man einfach unterschiedliche Tonabnahmepositionen ausprobieren kann und dadurch leicht den Sound optimieren kann, sowie das etwas "lebendigere" Klangbild.

Von grundlegender Bedeutung für das Ergebnis des verstärkten Klanges sind:

Die relevanten Körperschallwandler für den Kontrabass
lassen sich in folgende Kategorien unterteilen:

1.3.2 Piezoelektronische und Elektet-Tonabnehmer

Piezoelektonische („piezein“, gr.: → drücken) und Elektret-Tonabnehmer wandeln die Körperschallwellen des Instruments an ihrer Einbauposition in elektrische Signale um. Da sie keine Luftschallwellen wandeln, sind sie relativ unempfindlich gegen Rückkopplungen, und sie setzten auch keine Stahlsaiten voraus. Die Bestandteile dieser Tonabnehmer sind sehr billige Bauteile, weswegen sie meist auch günstiger sind.
Eingebaut werden sie entweder in die Stegflügel, unter die Stegfüße oder unter (bzw. in) der Stegschraube. Durch leichte Positions- und Druckänderungen beim Einbau lässt sich der Klang ein wenig beeinflussen. Trotzdem haben manche dieser Tonabnehmer starke Eigenresonanzen, die bei der Tonwiedergabe zu einem unausgewogenen Klangbild führen können, sofern man diese nicht herausfiltert.

Grundlegender Aufbau und Prinzip:

Bei piezoelektronischen und Elektret-Tonabnehmern basiert die Schallwandlung auf dem piezoelektronischen Effekt, oder kurz Piezoeffekt. Bestimmte Kristalle, Keramiken sowie Piezo-Filme und -Folien erzeugen unter Druck eine Ladungstrennung. Durch den Druck wandern die Ladungen von der einen Oberfläche des Kristalls zur anderen. Bei anschließend entgegengesetzter Druckbelastung dreht sich die Ladungsverteilung um, und es entsteht eine elektrische Spannung. Durch einfaches Anschließen von Kabeln an die beiden Oberflächenseiten wird die mechanische Schwingung des Instruments in Spannung umgewandelt.

Weil das erzeugte Signal nicht viel Strom liefert, hat es einen hohen Widerstand (hohe Impedanz, es ist hochohmig). Bei der Verstärkung von Piezotonabnehmern bedarf es eines hochohmigen Eingangs (mindestens 1MΩ), damit das Tonabnehmersystem seinen Klang voll entfalten kann und die erzeugte Spannung nicht zusammenbricht. Hierfür gibt es spezielle (Vor-) Verstärker, DI-Boxen oder auch reine Impedanzwandler, die Pegelverluste vermeiden. Hersteller bezeichnen einen solchen hochohmigen Instrumenteneingang auch oft als „Hi-Z Input“. Benützt man zu lange Kabel oder einen zu niedrig ohmigen Line-Input, verliert das Basssignal rasch die tiefen Frequenzanteile. Das Resultat ist ein nasal, mittiger Sound, sodass der Bass wie durch ein Telefon klingt.

Beispiele für Piezoelektronische Tonabnehmer:

The Realist LifeLine™, BassBalsereit, Shadow Nanoflex (SH965 NFX-B), Shaddow SH 950, Fishman BP 100, David Gage The Realist Bass Copperhead und The Realist Bass Naturalist, K&K Bass Max, Shadow SH-SB2, Fishman Full Circle, Revolution Solo II

Elektrettonabnehmer: BBand D1 Double Bass System, APTflex-Electret Kontrabass-Tonabnehmer

1.3.3 Kontaktmikrofone und Elektrodynamische Tonabnehmer

Kontaktmikrofone und elektrodynamische Tonabnehmer sind die Alternative zu den Piezo-Tonabnehmnern. Sie werden gerne im Orchester und Broadcast-Bereich eingesetzt, da ihr Klang als natürlicher beschrieben wird. Sie werden mit Klebemasse direkt auf dem Instrument angebracht. Dort nehmen sie nicht den Luftschall, sondern den Körperschall des Instrumentes auf. Meist werden sie an der Kontrabassdecke befestigt.
Der Nachteil ist allerdings auch die höhere Rückkopplungsempfindlichkeit, da besonders der große Resonanzkörper des Kontrabasses auch von außen kommende Schallquellen verstärkt. Ein Vorteil ist die einfache Montage mittels wieder ablösbarer Klebemasse. Der Klang wird sehr stark durch die Positionierung und den Abstand des Tonabnehmers zur Instrumentendecke beeinflusst. Selbst bei der wiederholten Montage an der fast gleichen Stelle können klangliche Unterschiede auftreten.

Beispiele:

Kontaktmikrofone: Ehrlund (EAP-Pickup), AKG C411, Schertler A-DYN, K&K Golden Bullet
Elektrodynamische Tonabnehmer: Schertler DynB

1.3.4 Elektromagnetische Tonabnehmer

Elektromagnetische Tonabnehmer (engl. Pickup) nehmen die Saitenschwingung direkt auf. Voraussetzung dafür sind Kontrabasssaiten mit Stahlkern. Bereits im Jahr 1876 wurde der elektromagnetische Schallwandler vom Amerikaner Alexander Graham Bell erfunden.
Der Vorteil ist eine sehr hohe Rückkopplungssicherheit bei hohen Lautstärken. Der Nachteil ist in der Regel der elektrische Klang, weswegen elektromagnetische Tonabnehmer praktisch nur noch von Rockabilly Bassisten benützt werden.

Grundlegender Aufbau und Prinzip:

Mithilfe von Dauermagneten wird ein Magnetfeld in einer Spule aus Kupferdraht erzeugt. Bei Saitenruhelage, handelt es sich um Induktionsspannung im ruhenden Leiter. Der von den Magneten erzeugte magnetische Fluss durch die Spule hat einen konstanten Wert. Beginnt die Saite zu schwingen, ändert sich die Spannung des Magnetfeldes konstant zur Saitenschwingung. Es wir eine Wechselspannung mit der gleichen Frequenz der Saitenschwingung induziert.

elektromagnetischer tonabnehmer
Abbildung 6: Querschnitt durch zwei verschiedene Arten eines elektromagnetischen Tonabnehmers

Beispiele für elektromagnetische Tonabnehmer:

Schaller Kontrabass-Pickup 411, REBO-Kontrabasspickup,

1.3.5 Kombinations-Tonabnehmer

Manche Techniker haben auch mit Kombinationen aus oben genannten Körperschallwandlern experimentiert. Eine Mischung aus elektromagnetischen und Piezotonabnehmer gibt es zum Beispiel von Michael Zadow das "zadow bass pickup system" (http://www.zadow-electronics.de letzter Zugriff am 14.1.2015).

Die unterschiedlichen Tonabnahmesysteme ihre Eigenheiten sind stark abhängig vom fachgerechten Einbau sowie der Experimentierfreude beim Einbauen selbst. Auch Kombinationen stoßen an ihre Limits und sind nicht zwingend besser, als ein einfaches, stabiles Konzept aus Pickup, geeignetem Vorverstärker und Verstärker.

2 Der direkte Vergleich

VIDEO EINFÜGEN

kontrabasspickups
Abbildung 7: Übersicht der getesteten Tonabnehmer
und Mikrofone die direkt am Bass montiert waren

Um den Vergleich möglichst übersichtlich zu halten, fasse ich kurz die wichtigsten beobachteten Fakten der einzelnen Abnahmesysteme zusammen, um sie anschließend in einer Tabelle miteinander zu vergleichen. Die bereits in vorherigen Kapiteln beschriebenen Eigenschaften der jeweiligen Schallwandler werden hierbei bewusst nicht wiederholt. Der fertig bearbeitete Vergleich ist ab März 2015 auf meinem Youtube-Kanal zu finden.

2.1 AGK C214 - Referenzmikrofon

Als Referenzmikrofon, das auch den Raumklang wiedergibt, habe ich ein AKG C214 in 2,5 Meter Abstand, auf Augenhöhe und mit Nierencharakteristik auf den Steg zeigend verwendet. Für den Test ist es weniger relevant als die anderen Tonabnahmesysteme.

2.2 DPA d:vote 4099B - Kondensator Clip-Mikrofon

Die Montage des DPA-Mikrofons mit der dazugehörigen Bassbefestigung DPA BC 4099 erwies sich als äußerst leicht. Zuerst habe ich den Sweetspot des Basses nahe am f-Loch gesucht. Dafür habe ich ein Ohr nahe über den Bass gehalten und während des Zupfens gehört, wo der lauteste Pegel, satteste und schönste Klang zu finden ist. Diese Stelle habe ich dann für die Mikrofonpositionierung verwendet.

dpa d:vote 4099B

Auffälligkeiten: Das Kabel vom Mikrofon ist sehr dünn (ca. 1mm Ø), und die Länge beträgt ungefähr 150cm. Für eine Befestigung am Bass bzw. auf dem Saitenhalter ist das Kabel etwas zu lang. Da es aber dünn ist, kann man es zusammenrollen und hinter dem Steg mit Klebeband befestigen und verstecken. Mit der dazugehörigen Bassbefestigung lässt sich das Mikrofon rasch und einfach umbiegen, sodass man es unter dem Steg und den darüber liegenden Saiten verstecken kann. So lässt sich der Bass auch mit montiertem DPA-Mikrofon in einer Kontrabasstasche verstauen. Das Mikrofon eignet sich also auch zur dauerhaften Montage oder als zusätzliches Mikrofon zu einem herkömmlichen Kontakttonabnehmer.

Klangbild: Das DPA-Mikrofon liefert einen sehr natürlichen und ausgewogenen Klang. Es eignet sich gut für Studioaufnahmen. Da das Mikrofon direkt am Instrument angebracht wird, ist die Entfernung zum Mikrofon stets konstant. Das ist angenehm für den Spieler selbst und auch für den Aufnahmetechniker.

Vorteile: natürliches Klangbild (arco und pizzicato), einfache und stabile Befestigung, auch für andere Instrumente geeignet, Schwanenhals zur Feinjustierung, absolut Studiotauglich!

Nachteile: neigt technisch bedingt leicht zu Rückkopplungen, Preis (€ 469,- Stand 18.1.2015, www.thomann.de)

2.3 Shadow Nanoflex SH965 NFX-B - Piezo-Folientonabnehmer

Die beiden Sensoren des Shadow Nanoflex bestehen aus Piezo-Folie und werden unter den Stegfüßen platziert. Mit im Paket ist ein batteriegespeister Vorverstärker, der an die Saiten zwischen Steg und Saitenhalter geschraubt wird. Der Preamp, der mit einer 3V Batterie gespeist wird, verfügt über einen Klang- und einen Lautstärkenregler. Leider schreibt der Hersteller weder in der Beschreibung noch auf seiner Homepage, welche Ausgangsimpedanz der Pickup hat, noch was der Tonregler eigentlich bewirkt.

Da ich diesen Pickup bereits bei vielen Konzerten verwendet habe, kann ich folgendes aus meiner Erfahrung heraus beurteilen: Der Einbau ist äußerst leicht. Gerade bei Konzerten auf großen Bühnen und mit sehr hohen Lautstärken ist dieser Pickup durchwegs zu empfehlen. Einerseits kann man bei Rückkopplungsproblemen mit Hilfe des Volumepotis schnell das Schlimmste verhindern, und andererseits hat er in Kombination mit vielen DI-Boxen eine gute Figur gemacht. Der Sound war in meinem Fall relativ ausgewogen und für meinen Geschmack ziemlich "rockig und fett". Allerdings war bei mir das große Manko, dass er nach kurzer Zeit Aussetzer und laute Knackser verursacht hat, da sich die Kontakte der kleinen Kabel, die zu dem Vorverstärker führen, sich mit der Zeit lockerten. Ebenso haben Teile des Vorverstärkers beim unverstärkten Streichen des Öfteren mitgeschwungen und ein unangenehmes Schnarren verursacht. Mithilfe von eigeklemmten Küchenschwämmen zwischen Vorverstärker und den Saiten, wurde es zwar besser, trat vereinzelt aber dennoch auf. Als mir das Kunststoffgehäuse schließlich eingerissen ist und ich den Vorverstärker mit einem Kabelbinder und Gaffatape zusammengeflickt hatte, ist das Scheppern schließlich verschwunden. Für die seltene Spezies der Rock-Kontrabassisten trotzdem insgesamt ein guter Kompromiss.
Bei meinem Tonabnehmervergleich habe ich den Tone-Poti ein Viertel aufgedreht, weil es so für meinen Geschmack am besten geklungen hat.

shaddow nanoflex

Klangbild: Für einen Piezo-Tonabnehmer klingt das Pizzicato-Signal in den tiefen Lagen sehr voll, satt und kraftvoll. Es wirkt allerdings auch etwas komprimiert. Die Tiefen werden gut übertragen. Allerdings sind die hohen Mitten und Höhen ab etwa 1,7 kHz kaum noch vorhanden. Ab etwa 5 kHz sind praktisch gar keine Höhen mehr vorhanden. Deswegen verlieren bereits höhere Basslinien oder Solos an Druck und Brillanz. Beim Streichen macht sich das besonders bemerkbar, und der Klang wird durch eine leichte Betonung bei ca. 450 Hz nasal und matt. Die Sub-Bässe sind wiederum überdurchschnittlich stark ausgeprägt, weshalb hier ein Lowcut-Filter Abhilfe schaffen könnte. Für Rock und Rockabilly sicherlich gut geeignet.

Vorteile: Einfache und schnelle Montage, relativ rückkopplungssicher, funktioniert dank integrierten Preamp gut mit vielen herkömmlichen Verstärkern, Volume- und Tone-Poti, fairer Preis (€ 148,- Stand 18.1.2015, www.thomann.de)

Nachteile: dem Klang fehlen die Höhen, Arco und höheres Piccicato klingen matt und stumpf, der zwischen Steg und Saitenhalter montierte Preamp neigt zum mitschwingen (® Scheppern, Schnarren)

2.4 The Realist LifeLine™ - Piezotonabnehmer

The Realist LifeLine™ ist ein Piezo in einem U-förmigen Metallgehäuse untergebracht, das zwischen Steg und Stegschraube geklemmt wird. Dieser Pickup ist nur in Verbindung mit einer Stegschraube möglich. Dafür ist der Einbau einfach, wenn bereits eine Stegschraube vorhanden ist.

realist liefline

Klangbild: Auch dieser Pickup klingt für einen Piezo-Tonabnehmer sehr satt in den Tiefen. Der Attack des Signals klingt schön laut, sehr ähnlich dem eines Mikrofons (er hat "Wumms"). Finger, Schnarr und Klickgeräusche werden allerdings ziemlich stark ausgeblendet, da der Höhenanteil ab etwa 2 kHz nur sehr schwach abgebildet wird. Auch beim Streichen machen sich die fehlenden Höhen bemerkbar. Ab 4 kHz gibt es praktisch keine Höhen mehr. Sehr angenehm sind die schön ausgeblendeten Sub-Bässe unter 50 Hz.

Vorteile: Abgesehen von den fehlenden Höhen, ist das Signal relativ ausgewogen, mit einem angenehmen Punch bei gezupften Tönen. Leicht einzubauen, wenn eine Stegschraube vorhanden ist, relativ Rückkopplungssicher, fairer Preis (€ 188,- Stand 18.1.2015, www.thomann.de)

Nachteile: Nur mit Stegschraube verwendbar, fehlende Höhen und somit auch fehlende Obertöne im oberen Frequenzbereich, passender Vorverstärker nötig wegen hoher Ausgangsempfindlichkeit

2.5 Ehrlund - Kontaktmikrofon

ehrlund

Der Ehrlund-Tonabnehmer ist ein dreieckiges Kontaktmikrofon vom schwedischen Mikrofonhersteller Göran Ehrlund. Getestet wurde es mit dem dazugehörigen Preamp, der eine sehr neutral arbeitet und eine Impedanzanpassung macht. Durch die patentierte dreieckige Form ist es besonders leicht am Korpus zu befestigen, wo er die lokalen Schwingungen verstärkt. Der dazugehörige Preamp macht im Test eine gute Figur. Er klingt sehr linear und passt die Impedanz an, sodass man das Signal problemlos zu jedem Verstärker schicken kann.

Klangbild: Der Ehrlund-Tonabnehmer hat einen eigenen oder sehr speziellen Klang, den man mag oder nicht. Er klingt offen, akustisch oder hölzern und relativ linear im Vergleich zum Referenzmikrofon. Eine leichte Betonung gibt es bei 640 Hz, was dem Klang einen annähernd nasalen Charakter gibt. Dieser macht sich ebenso bei den Testaufnahmen von Lando Music bemerkbar.

(Quelle: https://soundcloud.com/landomusic/sets, Stand 18.1.2015)

Vorteile: auch für andere Instrumente geeignet, offener und lebendiger Klang, sehr leichte und rasche Montage, gut für kleine und leisere Besetzungen mit einer akustischen Klangvorstellung, sowohl ausgewogener Arco- als auch Pizzicatoklang

Nachteile: neigt zu Rückkopplungen und Problemen mit Einstreuungen, da der Kontrabasskorpus auch die Schwingungen anderer lauter Instrumente aufnimmt; eher teuer (€ 290,- ohne Preamp und € 435,- mit Preamp, Stand 18.1.2015, ww.kontrabass-atelier.de)

2.6 Shaddow SH 950 - Piezotonabnehmer

Der zweiflügelige Piezotonabnehmer Shadow SH 950 wird in den Stegflügeln befestigt. Mit ein wenig handwerklichem Geschick sowie einer Feile bzw. Holzfurnier kann man ihn auch selbst befestigen. So wie bei den meisten anderen Tonabnehmern auch, ist die Buchsenbefestigung mit einer LANDO Befestigungs-Schelle empfehlenswert (siehe Abbildung 8).

shaddow SH 950

Klangbild: Das wohl Auffälligste am Shadow SH 950 ist ein Überbetonung der Frequenzen im Bereich zwischen 450 und 900 Hz. Das ist der Grund für einen etwas nasalen Charakter. Reduziert man diese störende Frequenz bei etwa 580 Hz  mit einem Parametrischen EQ um 12 dB, verbessert sich das Klangbild enorm. Schön ist, dass die Höhen für einen Piezo-Tonabnehmer angenehm übertragen werden und auch Saitengeräusche und das holzige Schnarren hörbar sind. Insgesamt fehlt bei dem Pickup ein wenig der Druck, bzw. der "Punch" (Attack) beim Zupfen. Gestrichen klingt der Shadow SH 950, vor allem nach Beseitigung der Störfrequenz, wirklich gut - allerdings nur für einen Pickup. Ein halbwegs brauchbares Mikrofon wird immer natürlicher klingen.

Vorteile: relativ Rückkopplungssicher, Frequenzspektrum nach Beseitigen der störenden Überbetonung relativ ausgewogen, ziemlich Preiswert (€ 109,- Stand 18.1.2015, www.thomann.de)

Nachteile: nasaler Grundsound, Überbetonung zwischen 450 bis 900 Hz, passender Vorverstärker nötig wegen hoher Ausgangsempfindlichkeit

2.7 Bass Balsereit Standard - passiv, Piezo

Der Bass Balsereit Standard (passiv) ist ein Piezo-Tonabnehmer, der in einen Messingkonus eingebaut ist. Er wird in ein speziell dafür gebohrtes Loch im Steg gesteckt. Durch drehen des Tonabnehmers kann man den Klang leicht und schnell beeinflussen. Der Einbau durch einen Fachmann ist bei diesem Tonabnehmer wichtig.

bassbalsereit standard

Klangbild: Der Bass Balsereit Standard hat ein ähnliches Problem wie der Shadow SH 950, allerdings etwas stärker ausgeprägt. Die störende Frequenz liegt bei diesem Pickup zwischen 300 und 700 Hz. Hier ist ebenso eine drastische Reduzierung um mindestens 12 dB nötig, um ein ausgewogenes Klangbild zu erreichen. Zusätzlich sind die hohen Frequenzen etwas zu stark im Vordergrund, während im Bassbereich das Volumen fehlt. Deswegen hört man Saitenschnarr- und Klickgeräusche ziemlich deutlich. Der Attack oder "Punch" beim Zupfen ist dafür schön kräftig. Das Streichen klingt etwas kratzig und nasal.

Vorteile: relativ Rückkopplungssicher, einfache Klangregelung durch drehen des Tonabnehmers, angenehmer "Punch" beim Zupfen

Nachteile: nasaler Grundsound, Überbetonung zwischen 300 bis 700 Hz, schwache Bässe und zu starke Höhen, passender Vorverstärker nötig wegen hoher Ausgangsempfindlichkeit, eher teuer (€ 239,- Stand 18.1.2015, ww.kontrabass-atelier.de)

2.8 AKG C411 - Kondensator-Kontaktmikrofon

AKG C411

Das AKG C411 ist ein Kondensator-Kontaktmikrofon, das man mittels Klebemasse auf dem Instrumentenkorpus befestigt. Für die Benützung ist eine externe Spannungsversorgung (Phantomspeisung) nötig.

Klangbild: Das AKG C411 hat eine markante Erhöhung des Frequenzbereichs zwischen 1 und 2 kHz. Der Grundklang ist deswegen etwas knurrend und eher scharf, aber trotzdem klingt dieses Mikrofon nicht so offen, frei und natürlich wie der Ehrlund-Tonabnehmer. Beim Streichen ist das Klangbild schöner als beim Zupfen. Der Druck im Bassbereich fehlt ein wenig.

Vorteile: einfache und rasche Befestigung mittels Klebemasse, Beeinflussung des Klangs durch unterschiedliche Positionierung leicht möglich, auch für andere Instrumente geeignet, relativ Preiswert (€ 133,- Stand 19.1.2015, www.thomann.de)

Nachteile: Phantomspeisungwird benötigt,ungewohntes Klangbild, Überbetonung zwischen 1 und 2 kHz

2.9 Shure Beta 98A - Kondensator-Clipmikrofon

shure beta 98A

Das Shure Beta 98A besitzt die Vorteile und Nachteile eines Kondensatormikrofons und ist preislich in der Mittelklasse angesetzt (€ 239,- Stand 19.1.2015, www.thomann.de). Die Befestigung ist etwas schwierig, da das Mikrofon standardmäßig mit einer strengen Klemme ausgestattet ist, die sich für die Befestigung am Spannring von Trommeln oder dem Schalltrichter eines Blasinstruments eignet. Mit der Mikrofonhalterung DPA BC 4099 müsste es theoretisch gut zu befestigen sein. Durch den integrierten Schwanenhals kann man es ebenso wie das DPA gut feinjustieren, und die gewählte Position ändert sich auch nicht, wenn man sich mit dem Instrument bewegt.

Klangbild: Das Klangbild ist natürlich und relativ ausgewogen. Im Vergleich zum teureren DPA-Mikrofon klingt es etwas dumpfer und nicht ganz so offen, aber dennoch ziemlich natürlich.

Vorteile: schöner akustischer Klang, Schwanenhals zur Feinjustierung, auch für andere Instrumente geeignet, durch die Nierencharakteristik kann man in leisen Ensembles die benachbarten Instrumente ausblenden

Nachteile: Rückkopplungempfindlich, Phantomspeisung notwendig, keine für Kontrabass geeignete Befestigung im Package

2.10 Schaller Oyster 723 - Piezo Pickup zum Aufkleben

Schaller Oyster 723

Der Schaller Oyster 723 ist ein äußerst günstiger Piezotonabnehmer zum Aufkleben auf die Instrumentendecke.

Klangbild: Der Tonabnehmer hat eine besondere Anhebung zwischen 500 und 1000 Hz. Zwar kann man durch das Ausprobieren verschiedener Positionen das Klangbild deutlich verbessern, allerdings wird der Gesamtsound bei einer Stelle, wo der Klang dumpfer wird, auch matter und stumpfer. Filtert man die überbetonte Störfrequenz mit einem Equalizer heraus, bleibt das Klangbild offener und kräftiger. Bei meinem Test habe ich eine Stelle gewählt, die ohne den Einsatz eines Equalizers ausgewogener geklungen hat. Bei einer anderen Positionierung kann das Signal deutlich satter werden, durch die Überbetonung der Mitten allerdings auch sehr nasal. Im Vergleich zum Ehrlund, den man auch auf den Korpus klebt, ist der Sound viel unausgewogener, nicht so lebendig und deutlich stumpfer und gedämpft. Der Attack oder "Punch" beim Zupfen ist allerdings gut ausgeprägt.

Vorteile: sehr günstiger Tonabnehmer (€ 35,- Stand 19.1.2015, www.thomann.de), einfache und rasche Befestigung mittels Klebemasse, Beeinflussung des Klangs durch unterschiedliche Positionierung leicht möglich, auch für andere Instrumente verwendbar

Nachteile: starke Überbetonung in den Mitten, neigt zu Rückkopplungen und Problemen mit Einstreuungen

2.11 Mikrofone im Vergleich

AKG C451 EB

Da verwendeten Mikrofone dienen mehr der Referenz zu den Kontakttonabnehmern. Sie waren in einem Abstand von etwa 35 cm vom Stimmstock-seitigen f-Loch aufgestellt und dicht aneinander auf einer Schiene befestigt. Ein paar Zentimeter mehr Abstand hätten dem Klang wahrscheinlich gut getan.

AKG C451 EB

Das AKG C451 EB ist ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon. Dadurch hat es drei entscheidende Vorteile gegenüber einem Großmembran-Kondensatormikrofon. Erstens das linearere Frequenzverhalten, zweitens das bessere Impulsverhalten, weshalb der Attack ("Punch") etwas größer ist, und drittens eine größere Linearität bei schrägem Schalleinfall. Wenn das Mikrofon vor dem f-Loch platziert wird, klingen die Finger-, Schnarr- und Klickgeräusche natürlicher. Insgesamt klingt der Kontrabass allerdings eher trocken und steril.

AKG C214

AKG C214

Das AKG C214 ist ein Großmembran-Kondensatormikrofon. Eine wichtige Charakteristik ist, dass schräg eintreffende Schallwellen gedämpft werden. Deswegen kommen die Klick- und Schnarrgeräusche, die aus der Richtung des Griffbretts herrühren, weniger stark zur Geltung. Das ist allerdings auch oft erwünscht. Der Gesamtklang ist zwar etwas gefärbt, allerdings klingt er gut ausgewogen, lebendig und weniger steril als bei einem Kleinmembranmikrofon. Für eine Studioaufnahme ist das AKG C214 eine akzeptable und nicht all zu teure Option.

AKG D112

AKG D112

Das AKG D112 ist ein dynamisches Großmembranmikrofon. Im Vergleich zu einem Kondensatormikrofon, fällt einem sofort die niedrigere Empfindlichkeit auf. Das Signal klingt etwas stumpfer. Da es speziell für tiefe Frequenzen geeignet ist, klingt der Kontrabass trotzdem ausgewogen. Das AKG D112 hat allerdings eine leichte Anhebung im Bassbereich bei etwa 100 Hz. Deswegen verwendet man es gerne bei einer Bassdrum. Beim Kontrabass wummern die Tiefen daher ein wenig.

Shure Beta 57A

Shure Beta 57A

Das Shure Beta 57A ist eigentlich kein Mikrofon für Bassinstrumente, weswegen der Vergleich zu den anderen ungerecht ist. Die tiefen Frequenzen ab 300 Hz sind deutlich abgeschwächt und die Höhen angehoben. Vergleicht man es mit dem Bass Balsereit Standard, der ähnliche Eigenschaften hat, fällt einem auf, um wie viel lebendiger ein Mikrofon klingt.

3 Résumé

Alle Arten von Kontakttonabnehmern haben den Nachteil, dass sie nie wie ein Mikrofon klingen können. Da man aber Kontakttonabnehmer in der Regel sowieso benützt, um das Kontrabasssignal zu verstärken, ist in erster Linie die Ausgewogenheit der Frequenzen und ein relativ authentisches Klangverhalten der Attack des Signals relevant. Die Attack beinhaltet die meisten Informationen über das Instrument. Ein Problem ergibt sich, wenn bestimmte Frequenzbereiche bei einem Tonabnehmer fehlen (z.B. die Höhen). Ein nachträgliches Hinzufügen mit einem Equalizer ist nämlich kaum möglich. Störende Frequenzen aus einem Signal herauszufiltern oder abzuschwächen, ist allerdings leicht möglich. Da die meisten Verstärker eine Klangregelung eingebaut haben, kann man so seine Klangqualität deutlich verbessern. Grundvoraussetzung dafür ist allerdings das Wissen um die vorhandenen Probleme sowie das technische Verständnis im Umgang mit dem Verstärker, dem Mischpult oder dem Vorverstärker.

Bei Live-Konzerten sind Techniker meist mit den unterschiedlichsten Problemen konfrontiert und denken oft an andere Dinge, als das Basssignal richtig zu kontrollieren. Will man die Kontrolle seines Sounds nicht ausschließlich dem Techniker überlassen, ist es sinnvoll, ein bereits angepasstes Signal zum Mischpult zu schicken. Da man seinen Klang einfach analysieren und bereits im Vorhinein die störenden Frequenzen heraus filtern kann, sollte man davon Gebrauch machen. Bei manchen Verstärkern, wie zum Beispiel bei meinem Gallien & Krueger MB150E kann man dem Techniker das DI-Signal nach dem Vorverstärker und den Equalizern schicken. Somit bekommt er ein brauchbares Signal, das im besten Fall auch die richtige Impedanz hat.

Der nächste wichtige Punkt bei der Wahl des "optimalen Tonabnehmers" ist die Rückkopplungssicherheit. Bei einem Jazztrio oder einer anderen leiseren Besetzung hat man damit bisweilen weniger Probleme als in einer Bigband oder in einer lauten Rockband.
Im Studio erreicht man den schönsten Klang meist mit Großmembran-Kondensatormikrofonen. Da diese Mikrofone allerdings nicht besonders linear arbeiten, braucht man eine gewisse Erfahrung bei der Wahl des richtigen Mikrofons. Relativ neutral klingen z.B. das AKG C414 und sein "kleiner Bruder" das AKG C214.

Tabelle 3: Der Vergleich im Überblick - ein Plus bedeutet: eher weniger gut.
Zwei Plus bedeuten: mittelmäßig. Drei bedeuten: in Ordnung. Vier Plus bedeuten: gut.
  Zupfen Streichen Rück-
kopplungs-
sicherheit
Frequenz-spektrum Natürliches Klangbild Gesamt
DPA + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +
Shadow Nanoflex + + + + + + + + + + + + + + +
The Realist LifeLine™ + + + + + + + + + + + + + + + +
Ehrlund + + + + + + + + + + + + + + + + + +
Shadow SH 950 + + + + + + + + + + + + + + + + + +
Bass Balsereit Standard + + + + + + + +
AKG C411 +  + + + + + + + + + +
Shure Beta 98A + + + + + + + + + + + + + + + + + + +
Schaller Oyster 723 + + + + + + +
AKG C451 EB + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +
AKG C214 + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +
AKG D112 + + + + + + + + + + + + + + + + + +
Shure Beta 57A + + + + + + + + + + + +

Anhang

I. Literatur- und Quellenverzeichnis

Sisera, Luca: Die Kontrabassverstärkung, Tücken und Möglichkeiten. Luzern: Diplomarbeit, Musikhochschule Fakultät III 2004
Online unter: http://geba-online.de/site.php?hl=Kontrabassverst%C3%A4rkung_-_Inhaltsverzeichnis& (Stand 18.1.2015)

Heise, Burkhard: Masterclass Sounddesign - Der Weg zum optimalen Sound, Berlin: heifisch Eigenverlag 2013
Sowie die dazugehörige Website mit Bonusmaterial zum Buch:
http://www.masterclass-sounddesign.com/bonusmaterial.htm

Wolf, Michael Barry: Grundlagen der Kontrabass-Technik. Mainz u.a.: Schott 2007

http://www.geba-online.de
Gesellschaft der Bassisten in Deutschland (Stand 15.1.2015)

http://www.kontrabassblog.de
Kontrabassblog von Jonas Lohse (Stand 15.1.2015)

http://www.kontrabass-atelier.de/pickups.html
Jonas Lohse & Marcus Oeschger Website Rund um das Thema Kontrabass (Stand 15.1.2015)

Sowie sämtliche Hersteller-Webseiten der getesteten Tonabnehmer (Stand 19.1.2015).

IV. Versicherung

„Ich versichere, dass ich die vorstehende Arbeit selbständig angefertigt und mich keiner fremden Hilfe bedient habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß veröffentlichtem oder nicht veröffentlichtem Schrifttum entnommen sind, habe ich als solche kenntlich gemacht.“